Landessortenversuche Sommerhafer 2023

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Hafer gilt in Getreidefruchtfolgen als Gesundungsfrucht

Sommerhafer wurde in Nordrhein-Westfalen zur Ernte 2023 nur noch auf etwa 5.200 ha angebaut. Der kontinuierliche Rückgang der Anbaufläche lässt sich zum einen auf die abnehmende Ertragssicherheit der Kultur infolge des Klimawandels, allerdings auch auf nachträgliche Marktentwicklungen und neue rechtliche Vorgaben zurückführen. Die in diesem Frühling bestellte Anbaufläche wird darüber hinaus maßgeblich vom bisherigen und weiteren Witterungsverlauf abhängen. Der relativ hohe Anteil an nicht erfolgreich etablierten Winterungen lässt eine Zunahme des Haferanbaus zur Ernte 2024 erwarten.

Erträge und Qualitäten in einer schwierigen Saison

Hafer bevorzugt ein gemäßigtes Klima. Um hohe Erträge und Qualitäten zu erzielen sind ausreichend kühle Temperaturen und eine gute Wasserversorgung entscheidend. Aufgrund des nassen Winters und der anhaltenden Niederschläge im Frühling konnten in der Saison 2023 allerdings viele Haferbestände erst deutlich später gesät werden als üblich. Die nur wenige Wochen nach der Aussaat anschließende Trocken- und Hitzephase beeinträchtigte die Bestandsentwicklung und ließ bereits erwarten, dass die Erträge zur Ernte 2023 geringer ausfallen würden als in den Vorjahren. Die ab der zweiten Junihälfte anhaltenden Niederschläge begünstigten zwar die Kornfüllung, verzögerten aber die Abreife des Strohs und führten häufig zu Zwiewuchs. Dieser erschwerte nicht nur den Mähdrusch, sondern reduzierte auch die Qualität, da sich die kleinen und oft nicht reifen Körner sowie leere Spelzen in das Erntegut mischten. Der Krankheitsdruck blieb aufgrund der lange trockenen Witterung gering. Getreidehähnchen hingegen profitierten von den warmen Temperaturen und erforderten gegebenenfalls einen angepassten Einsatz von Insektiziden. Aufgrund der geringen Hektolitergewichte und reduzierten Futter- und Schälqualität ließen sich viele Partien nur eingeschränkt vermarkten. Abgesehen von geringeren Erträgen erzielten viele Betriebe daher deutlich schlechtere Preise als theoretisch am Markt möglich gewesen wären.

Ergebnisse der Landessortenversuche 2023

Die geringen Erträge und Qualitäten der Praxis widerspiegeln sich auch in den nordrhein-westfälischen Landessortenversuchen. Bis zu 10 Sorten von Sommerhafer wurden an 4 Standorten geprüft. Die Aussaat erfolgte zwischen dem 14. und 19. April mit 370 keimfähigen Körnern/m². Daraus entwickelten sich Bestände mit durchschnittlich 340-430 Ripsen/m². Der später in den Versuchen auftretende Zwiewuchs wurde nicht gezählt, bildete aber ebenfalls noch Rispen mit allerdings nur kleinen Körnern oder leeren Spelzen. Obwohl der Krankheitsdruck insgesamt gering war führte der Einsatz von Wachstumsreglern und Fungiziden zu Mehrerträgen von durchschnittlich 8-14%. Lager trat vor allem in den Versuchen auf Haus Düsse auf, während in Blomberg die aufgrund von Zwiewuchs verzögerte Ernte zu Halmknicken führte. Mit durchschnittlich 29,5 dt/ha wurde in Kerpen-Buir nur etwa 1/3 des in den Versuchen zur Ernte 2022 erzielten Kornertrags erreicht. Ursache für die geringe Ertragsleistung an diesem Standort waren neben den fehlenden Niederschlägen im Mai und Juni wahrscheinlich die hohen Temperaturen im Juni und die Hitzephase in der ersten Julihälfte mit bis zu 35 °C. Auch an den gemäßigteren Standorten Möhnesee-Berlingsen und Blomberg-Siebenhöfen wurden mit durchschnittlich 51,3 dt/ha beziehungsweise 41,5 dt/ha bis zu 50% geringere Erträge erzielt als in den Vorjahren. Die bessere Wasserversorgung in den für den LWK NRW Feldtag 2023 auf Haus Düsse angelegten Versuchen resultierte in einem durchschnittlichen Kornertrag von 60,4 dt/ha. Die ermittelten Hektolitergewichte lagen zwischen 28,0 kg und 36,3 kg. Diese und zusätzliche Ergebnisse zur Qualität und Sortierung sind allerdings nur bedingt aussagekräftig, da das Erntegut auch nach intensiver Reinigung noch einen hohen Anteil an Ausputz enthielt. Die nordrhein-westfälischen Sortenversuche werden für das länderübergreifende Anbaugebiet „Löss, Lehm, Mittel- und Höhenlagen“ um Ergebnisse aus Poppenburg (Niedersachsen), Futterkamp und Kastorf (Schleswig-Holstein) sowie aus Bad Hersfeld (Hessen) ergänzt. Anders als bisher werden die Versuche in den Marschgebieten nicht mehr für die Auswertung genutzt, da diese für den Anbau in Nordrhein-Westfalen nur selten repräsentativ sind. Das Anbaugebiet „Sandböden“ reicht bis weit in das Münsterland hinein. Da sich aufgrund der schwierigen Anbau- und Erntebedingungen viele Versuche im nordwestdeutschen Raum nicht wie geplant auswerten ließen, basieren die aktuellen Ergebnisse aber nur auf den Versuchen am niedersächsischen Standort Werlte und am schleswig-holsteinischen Standort Schuby. Sowohl bei den nordrhein-westfälischen als auch bei den weiteren für die Auswertung genutzten Versuchen zur Ernte 2023 lagen die Grenzdifferenzen höher als angestrebt.

Sortenempfehlungen

Hafer wird in Nordrhein-Westfalen überwiegend zur Futternutzung angebaut. Dennoch werden in den Sortenempfehlungen auch Sorten genannt, die sich aufgrund ihrer Qualitätseigenschaften alternativ für die lebensmitteltechnische Verarbeitung eignen. Abhängig davon, ob die Produktion zur inner- oder zwischenbetrieblichen Nutzung erfolgt oder die Ernte an die Futter- oder Schälindustrie verkauft werden soll ist das Hektolitergewicht das wichtigste und oft kritische Qualitätsmerkmal. Bei der Sortenwahl sind daher neben der mehrjährigen Ertragsleistung und den Anbaueigenschaften gegebenenfalls auch die spezifischen Qualitätsanforderungen des Marktes und die Saatgutverfügbarkeit relevant.

Max bleibt auch 15 Jahre nach der Zulassung die wichtigste Sorte am Markt. Die gegenüber neueren Hafersorten mehrjährig geringeren Erträge und die höchstens durchschnittlichen Anbau- und Qualitätseigenschaften lassen aber erwarten, dass die Saatgutvermehrungsflächen in den nächsten Jahren weiter zurückgehen werden. Max überzeugt vor allem durch ein im Vergleich zu anderen Sorten zuverlässig höheres Hektolitergewicht als wichtigstes Merkmal bei einer geplanten Vermarktung. Die relativ frühe Reife kann besonders auf trockenheitsgefährdeten Standorten dazu beitragen die Ertragssicherheit zu erhöhen. Die mit der frühen Abreife des Strohs verbundene höhere Lagerneigung ist zu beachten.

Delfin wird trotz der mehrjährig nur durchschnittlichen Erträge nach wie vor als Futterhafer empfohlen, da er als einzige der etablierten Sorten sowohl standfest und strohstabil als auch resistent gegenüber Mehltau ist. Die Sorte ist auch für eine extensivere Kulturführung mit reduziertem Wachstumsregler- und Fungizideinsatz geeignet. Möglicherweise kritisch ist die deutliche Reifeverzögerung des Strohs.

Lion ist ein ausgesprochener Qualitätshafer und wird aufgrund des relativ zu anderen Sorten etwas geringeren Ertragspotentials bevorzugt für den vermarktungsorientierten Anbau empfohlen. Die Sorte ist im direkten Vergleich mit Max etwas später reif, standfester und strohstabiler, allerdings anfällig gegenüber Mehltau. Das durchschnittlich erzielte Hektolitergewicht liegt auf etwa dem gleichen Niveau.

Fritz zählt zu den besonders frühen Sorten und erzielte sicherlich auch daher zur Ernte 2023 relativ hohe Erträge. Die mehrjährig guten Ertragsleistungen auf leichten Standorten begründen für diese eine generelle Anbauempfehlung. Auf gut wasser- und nährstoffversorgten Standorten oder nicht optimalem Wachstumsreglereinsatz können sich die schlechten Stroheigenschaften negativ auf die Beerntbarkeit auswirken. Bei mittleren Hektolitergewichten und trotz guter Sortierung ist die Schäleignung nur mäßig.

Magellan überzeugt als Futterhafer durch mehrjährig hohe und stabile Erträge in beiden Anbaugebieten. Die Sorte ist etwas später reif, ausreichend standfest und strohstabil und durchschnittlich anfällig gegenüber Krankheiten. Aufgrund des geringeren Hektolitergewichts und der schlechten Schälbarkeit wird Magellan bevorzugt für die inner- oder zwischenbetriebliche Nutzung empfohlen.

Scotty (W) ist der einzige aktuell geprüfte Weißhafer. Ertraglich kann die Sorte auch im zweiten Prüfjahr überzeugen und wird aufgrund der guten Standfestigkeit und Strohstabilität sowie der Mehltauresistenz empfohlen. Kritisch zu bewerten ist allerdings das durchschnittlich relativ geringe Hektolitergewicht.

Platin konnte zur Ernte 2023 auf den leichteren Standorten überzeugen und wird für diese aufgrund der insgesamt leicht überdurchschnittlichen Anbaueigenschaften empfohlen. Auf den mittleren bis besseren Böden hingegen enttäuschte die Sorte in der vergangenen Saison, sodass für diese Standorte weiterhin nur eine eingeschränkte Sortenempfehlung zum Anbau auf Probe erfolgt. Platin zählt zu den etwas früheren Sorten. Die Qualitätseigenschaften sind insgesamt als durchschnittlich zu bewerten.

Asterion erzielte im ersten Prüfjahr in den nordrhein-westfälischen und niedersächsischen Versuchen auf besseren Standorten gute Erträge, konnte auf den leichteren Sandböden aber nicht überzeugen. Die eingeschränkte Anbauempfehlung für Löss, Lehm und Mittel- und Höhenlagen resultiert auch aus der hohen Mehltauresistenz, der relativ guten Saatgutverfügbarkeit und überdurchschnittlichen Qualität. Asterion zählt zu den etwas späteren Sorten mit leichter Reifeverzögerung des Strohs.

Karl präsentiert sich im ersten Prüfjahr als Sorte mit großem Potential: Die auf mittleren bis besseren Standorten erzielten Erträge lagen sowohl in der vergangenen Ernte als auch in den vorherigen Wertprüfungen deutlich über dem Sortimentsdurchschnitt. Auf leichteren Böden wurden zumindest durchschnittliche Ertragsleistungen erzielt. Karl ist ausreichend standfest und strohstabil, resistent gegenüber Mehltau und überzeugt darüber hinaus durch eine sehr gute Schäleignung.

Aufgrund der insgesamt rückläufigen Hafervermehrung und der geringen Qualität der vergangenen Ernte ist die Saatgutverfügbarkeit bei einigen der genannten Sorten aktuell bereits eingeschränkt. Dies liegt auch daran, dass sich insbesondere die Marschbauern frühzeitig mit Saatgut eingedeckt haben. Da Hafer relativ klimasensitiv ist wird trotzdem empfohlen bevorzugt nur Sorten anzubauen die regional und objektiv geprüft wurden oder zumindest in der Beschreibenden Sortenliste aufgeführt sind.

Sommerhafer als Verlierer von Klimawandel, Markt und Politik

Die pflanzenbaulichen Vorteile des Anbaus von Sommerhafer sind gut bekannt: Aufgrund der geringen Boden- und Nährstoffansprüche lässt er sich auch auf schwächeren Standorten anbauen und die im Vergleich zu anderen Getreidearten geringere Anfälligkeit gegenüber Blattkrankheiten reduziert den Pflanzenschutzbedarf. Innerhalb der Fruchtfolge kann der Anbau von Sommerhafer dazu beitragen den Befall mit Wurzel- und Halmbasiskrankheiten im Wintergetreide und den Besatz mit Ungräsern zu verringern. Andererseits zählt Sommerhafer zu den Kulturen, die unter dem fortschreitenden Klimawandel am stärksten leiden: Bereits die vergangene Saison hat gezeigt, wie sich die prognostizierten nasseren Winter und die daraus resultierend spätere Aussaatmöglichkeit und das steigende Risiko für Trocken- und Hitzephasen negativ auf die Produktion auswirken. Aufgrund der abnehmenden Ertragssicherheit in den wärmeren Regionen ist zu erwarten, dass sich der Anbau in Nordrhein-Westfalen noch stärker als bisher in die gemäßigteren Mittel- und Höhenlagen zurückziehen wird. Die bundesweit steigende Nachfrage nach Qualitätshafer wird voraussichtlich eher aus den Küstenregionen, den Mittelgebirgen und dem Alpenvorland oder durch Importe bedient, da in diesen Anbaugebieten auch die Anforderungen an ein hohes Hektolitergewicht deutlich zuverlässiger erreicht werden. Die Preise für Futterhafer sind zwar relativ stabil, profitieren aber nicht im gleichen Maße von der aktuellen Marktentwicklung. Obwohl neben dem Hektolitergewicht vor allem die direkten Schäleigenschaften beeinflussen, wie gut sich eine Partie verarbeiten lässt, sind es überwiegend die hohen Qualitätsanforderungen der Schälindustrie, die eine Ausweitung der Haferproduktion zur Lebensmittelverarbeitung verhindern. Die neuen Regelungen zur Mindestbodenbedeckung und zum Zwischenfruchtanbau in nitratbelasteten Gebieten mögen zwar einem guten Zweck dienen, tragen aber ebenso wie die fehlende Zulassung eines gegenüber Ackerfuchsschwanz wirksamen Herbizids nicht dazu bei, den Haferanbau attraktiver zu machen.

An allen Stellschrauben drehen…

Um trotz zunehmend schwierigerer Anbauvoraussetzungen hohe Erträge und Qualitäten zu erzielen gilt es alle Möglichkeiten der Kulturführung zu optimieren: Abgesehen von der Standortwahl können ein geeignetes Fruchtfolge- und Bodenmanagement dazu beitragen eine frühe Aussaat des Sommerhafers zu ermöglichen. Diese kann, sofern die Boden- und Witterungsbedingungen es zulassen, in wärmeren Regionen ab Ende Februar und in den Mittel- und Höhenlagen spätestens ab Anfang März erfolgen. Durch eine möglichst frühe Aussaat lässt sich die Winterfeuchte besser ausnutzen und das Risiko von Ertragsverlusten durch spätere Trocken- und/oder Hitzephasen reduzieren. Hafer besitzt zwar ein relativ hohes Kompensationsvermögen, dennoch sollte mit zunehmend späterer Aussaat die Saatdichte von 260-300 keimfähigen Körnern/m² (frühe Aussaat) auf 300-330 keimfähige Körner/m² (normale Aussaat) bis 330-360 keimfähige Körner/m² (späte Aussaat) erhöht werden. Auf schweren Böden, bei besonders ungünstigen Aussaatbedingungen oder bei sehr späten Saatterminen wie in der vergangenen Saison werden bis zu 20% höhere Saatdichten empfohlen. Darüber hinaus lässt sich durch eine möglichst frühe Aussaat und gegebenenfalls erhöhte Saatdichte der Ungrasdruck reduzieren. Als optimale Saattiefe haben sich 3-4 cm bewährt. Hafer reagiert besonders auf leichten Böden positiv auf eine Grunddüngung mit 100 kg/ha K2O sowie auf eine gute Mangan- und Borversorgung. Die Stickstoffdüngung wird meist auf 2/3 zur Saat und 1/3 während der Schossphase aufgeteilt. Zu hohe N-Gaben können allerdings die Standfestigkeit beeinträchtigen und die Strohreife verzögern. Die in Hafer häufiger auftretenden Blattkrankheiten (Mehltau, Kronenrost) lassen sich mit geringem Pflanzenschutzaufwand gut kontrollieren. Fingerspitzengefühl ist beim Einsatz von Wachstumsreglern gefragt: Zu hohe Mengen oder ein nicht optimaler Anwendungstermin können zu signifikanten Ertrags- und Qualitätsverlusten führen. Andererseits muss die höhere Lagerneigung einiger Hafersorten beachtet werden. Als wichtigste Schädlinge treten Blattläuse als Vektoren der Haferröte und Getreidehähnchen auf. Bei der Ernte können optimale Mähdreschereinstellungen dazu beitragen die Qualität des Ernteguts abzusichern.

Winterhafer als Alternative?

Der Anbau von Winterhafer in Nordrhein-Westfalen konzentriert sich weitestgehend auf das südliche Rheinland. Die Anbaufläche stagniert bei etwa 1.000-1.200 ha. Vorteile gegenüber dem Anbau von Sommerhafer ergeben sich überwiegend aus der höheren Ertrags- und Qualitätssicherheit in Regionen mit besonderem Risiko für Trocken- und Hitzephasen. Dementgegen steht ein höheres Auswinterungsrisiko bei Temperaturen unter –10 °C. Darüber hinaus sollte der Anbau von Winterhafer nur auf Standorten erfolgen, auf denen der Ungrasdruck gering ist, da weder gegen Ackerfuchsschwanz noch gegen Windhalm ausreichend wirksame Pflanzenschutzmittel zugelassen sind. Dies gilt insbesondere, da die Aussaat relativ früh, etwa zeitgleich mit der Wintergerste erfolgen sollte. Als optimale Saatdichte werden je nach Aussaatbedingungen 260-360 keimfähige Körner/m² empfohlen. Die Saattiefe sollte bei 4-5 cm liegen. Ein leichtes Anwalzen nach der Aussaat kann den Feldaufgang und die Auswinterungsfestigkeit positiv beeinflussen. Betreffend die Düngung sowie die Bekämpfung von Krankheiten und Schädlingen bestehen gegenüber Sommerhafer zwar terminliche aber kaum prinzipielle Unterschiede. Besonders wichtig ist die effektive Bekämpfung von Blattläusen im Herbst, um einen Befall mit Gelbverzwergungsviren zu vermeiden. Die im Vergleich zu Sommerhafer frühere Bestandesentwicklung und die oft höhere Bestockung erfordern einen angepassten Wachstumsreglereinsatz. Die Winterhaferernte erfolgt je nach Witterungsverlauf meist etwa 1-2 Wochen nach der Wintergerste.

Aufgrund der geringen Anbaubedeutung werden in Nordrhein-Westfalen aktuell keine Landessortenversuche mit Winterhafer durchgeführt. Ausgehend von bundesweiten und niedersächsischen Ergebnissen lassen sich die wichtigsten Sorten trotzdem vorläufig einschätzen: Fleuron und Eagle sind beide relativ frohwüchsig, langstrohig und zeigen ein überdurchschnittliches Ertragspotential. Die Qualitätseigenschaften sind zufriedenstellend. Eagle ist im direkten Vergleich zu Fleuron winterhärter und standfester. KWS Snowbird erzielt durchschnittlich etwas geringere Erträge bei ähnlichen Qualitäten. Die Sorte ist weniger frohwüchsig und anfälliger für Mehltau. Rhapsody erreicht als spätere und relativ kurzstrohige Sorte durchschnittlich nicht das Ertragsniveau der vorgenannten Sorten und lässt sich aufgrund des geringeren Hektolitergewichts zudem schlechter vermarkten.

Es kann nur besser werden…

2023 war für den Anbau von Sommerhafer ein außergewöhnlich schlechtes Jahr, das sich hoffentlich so bald nicht wiederholen wird. Auch wenn sich die Anbauvoraussetzungen für Hafer mittelfristig eher verschlechtern als verbessern werden lassen sich in „normalen“ Jahren nach wie vor zufriedenstellende Erträge und ausreichende Qualitäten erzielen. Bedingungen dafür sind eine geeignete Standort- und Sortenwahl und eine an Bestandesentwicklung und Witterungsverlauf angepasste Kulturführung.

Autor: Johannes Roeb, Heinz Koch